Therapeutisches Einzelgespräch

Psychotherapie im höheren Lebensalter

Therapeutisches Einzelgespräch
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Ein zentraler Forschungsschwerpunkt der Ambulanz für Forschung und Lehre ist die ambulante psychotherapeutische Behandlung von älteren Patienten, entsprechend ihrer besonderen Bedürfnisse. In Pilotstudien und geförderten Forschungsprojekten wird die Effektivität psychotherapeutischer Interventionen in der Behandlung älterer Patienten untersucht.

Für Patienten im höheren Lebensalter (ab 60 Jahren) bieten wir in unserer Forschungsambulanz psychotherapeutische Behandlung an. Ältere Patienten aller Diagnosegruppen werden, entsprechend der Indikation mit kognitiver Verhaltenstherapie, sowie Ressourcenaktivierenden, Achtsamkeit- und Akzeptanzbasierten Methoden behandelt. Je nach Bedarf werden sowohl Einzel- als auch Gruppenbehandlungen (z.B. Achtsamkeitstraining, Depressionsgruppe, unterstützendes Gruppenangebot bei beginnender Demenz) angeboten. Für Patienten mit beginnender Demenz gibt es die Möglichkeit, dass auch die primäre Bezugsperson (meist Ehepartner) mit in die psychotherapeutische Behandlung einbezogen wird bzw. ebenfalls eine psychotherapeutische Unterstützung erhält.

Die Wirksamkeit der Behandlung unter Praxisbedingungen wird kontinuierlich über eine Prä-Post Fragebogenuntersuchung überprüft. Erste vorläufige Analyseergebnisse im Bereich der Angststörungen (N = 17) ergeben höhere Effektstärken des Therapieerfolges bei älteren Patienten im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen. Aktuell werden die Daten älterer Patienten mit Depression (N = 67) ausgewertet.

  • Publikationen

    Wilz, G. & Pfeiffer, K. (2019). Pflegende Angehörige. Göttingen: Hogrefe.

    Risch, A.K. & Wilz, G. (2015). Angststörungen im Alter. In A. Maercker: Alterspsychotherapie und klinische Gerontopsychologie. Heidelberg: Springer.

Therapieziele bei älteren Patienten

Arbeitsgruppe: Mareike C. Sittler, M.Sc, und Prof. Dr. Gabriele Wilz

Laufzeit: seit 05/2018

Viele zentrale Aspekte der Alterspsychotherapie sind bislang noch unzureichend erforscht, zum Beispiel inwiefern sich Therapieziele älterer Patienten von denen jüngerer Patienten unterscheiden. In der Verhaltenstherapie gilt das Festlegen von Therapiezielen als entscheidender Faktor für den Therapieerfolg. In der Ambulanz für Forschung und Lehre untersuchen wir daher die Therapieziele älterer Patienten mit Depressionen. Aufgrund lebensspannenpsychologischer Konzepte wird angenommen, dass sich die Ziele Älterer angesichts altersspezifischer Gewinne und Verluste sowie veränderter Motivstrukturen von denen Jüngerer unterscheiden.

Um dies zu überprüfen wurden Checklisten des Berner Inventars für Therapieziele BIT-C (Grosse Holtforth, 2001) von n = 55 PatientInnen ab 60 Jahren mit denen jüngerer PatientInnen (n = 51) verglichen. Dabei wurden sowohl die Antworten auf vorgegebene Ziele als auch die frei formulierten Ziele der älteren PatientInnen im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Erste Ergebnisse zeigen, dass sich ältere und jüngere PatientInnen in der Wahl ihrer Therapieziele unterscheiden. So war das Thema Problem- und Symptombewältigung für Ältere signifikant wichtiger als für Jüngere, während die Themen Orientierung und Selbstentwicklung für Ältere signifikant unwichtiger erschienen als für Jüngere. Die bedeutsamsten Hauptziele Älterer stammten in erster Linie aus den Bereichen Problem- und Symptombewältigung sowie Wohlbefinden.

Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Therapieplanung berücksichtigt werden muss, dass ältere Patienten möglicherweise andere Therapieziele verfolgen, als jüngere Patienten. Zudem sollte auch die Passung bzw. der Konflikt mit den Therapiezielen der meist deutlich jüngeren Therapeutinnen beachtet werden.

Pilotstudie: Das Ressourcentagebuch als Nachsorgeangebot bei Patienten im höheren Lebensalter

Arbeitsgruppe: Dr. Anne Katrin Risch und Prof. Dr. Gabriele Wilz

Laufzeit: Seit 01/2017

Aufgrund der in Vorstudien gefundenen positiven Effekte des Ressourcentagebuchs auf die Stimmung und Emotionsregulation bei Patienten mit Angst- und affektiven Störungen (Risch, Pint & Wilz, in Vorb.), wird das Ressourcentagebuch aktuell als Nachsorgeintervention speziell bei älteren Patienten durchgeführt. Eine theoretische Einordnung, sowie genauere Beschreibung des Ressourcentagebuchs und der Forschungsergebnisse befindet sich im Abschnitt Forschungsschwerpunkt Ressourcenaktivierung in diesem Bericht.

Pilotstudie: Unterstützendes Gruppenangebot bei beginnender Demenz

Arbeitsgruppe: Dr. Anne Katrin Risch, Prof. Dr. Gabriele Wilz, Dr. Denise Schinköthe, Dipl.-Psych. Linda Müller, Ronja Buschek, B.Sc und Theresa Hilbert, B.Sc

Laufzeit: 05/2015 – 09/2016

Für Menschen mit Demenz im Frühstadium bedeutet der Umgang mit ihrer Diagnose häufig eine große Herausforderung und Belastung. Wahrgenommene Veränderungen, wie der Abbau der eigenen (Leistungs-) Fähigkeit, Verlust sozialer Kontakte, sowie die Verschiebung von Rollenverhältnissen (meist in der Familie) verringern die Lebensqualität und lösen existentielle Ängste, sowie häufig auch depressive Symptome aus. Aus diesem Grund sind psychotherapeutischer Angebote für Menschen mit Demenz im Frühstadium hilfreich und notwendig. Unser kognitiv-verhaltenstherapeutisches Gruppenangebot für Menschen mit beginnender Demenz zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen und den Umgang mit der Diagnose zu verbessern. Im Rahmen einer laufenden Pilotstudie wird das gruppentherapeutische Unterstützungsangebot auf Akzeptanz, Durchführbarkeit und Wirksamkeit hin untersucht. Die Gruppenbehandlung umfasst 10 jeweils 90-minütige Sitzungen. Inhaltlich geht es in den Sitzungen darum, einen Austausch über die Erkrankung und die damit einhergehenden Veränderungen zu ermöglichen, vorhandene Ressourcen zur Bewältigung von Problemen nutzbar zu machen, und positive Aktivitäten zu fördern. Vor der ersten Gruppensitzung, sowie nach der letzten füllen die Teilnehmer Fragebögen zu Depressivität, Lebensqualität und Selbstwirksamkeit aus. Nach jeder Gruppensitzung werden die Teilnehmer zudem gebeten, die Sitzung anhand von Thermometerskalen einzuschätzen. Die Ergebnisse der ersten beiden abgeschlossenen Gruppen zeigen, dass das Angebot von den Teilnehmern gut angenommen wurde. Mit dem Unterstützungsangebot waren insgesamt 85,7 % der Teilnehmer sehr oder weitgehend zufrieden. Von den Gruppenteilnehmern gaben 70% an, sich oft oder immer wohl gefühlt zu haben. 97,4 % bewerteten die Inhalte der Gruppensitzungen als hilfreich. Auch mit dem Gruppensetting waren 85,7 % der Teilnehmer zufrieden oder sehr zufrieden. Hinsichtlich der Maße Depressivität, Lebensqualität und Selbstwirksamkeit konnten nach Behandlungsende keine Effekte nachgewiesen werden. Dies lässt sich zum einen mit der kleinen Stichprobenzahl erklären, zum anderen ist festzustellen, dass über den Behandlungszeitraum hinweg eine Verschlechterung der demenziellen Symptomatik stattfand und daher eine Verbesserung der untersuchten Variablen nicht erwartbar ist. Ob die Gruppenbehandlung einen Puffer-Effekt darstellt, lässt sich aufgrund der fehlenden Kontrollgruppe aus dieser Pilotstudie nicht ableiten.