Aktenschrank

Versorgungsforschung

Aktenschrank
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

In der Ambulanz für Psychotherapie werden Patienten aller Diagnosegruppen, entsprechend der Indikation mit kognitiver Verhaltenstherapie, sowie Ressourcenaktivierenden, Achtsamkeit- und Akzeptanzbasierten Methoden behandelt. Je nach Bedarf werden sowohl Einzel- als auch Gruppenbehandlungen (z.B. Achtsamkeitstraining, Depressionsgruppe) angeboten.

Die Wirksamkeit der Behandlung unter Prtaxisbedingungen wird kontinuierlich über eine Prä-Post Fragebogenuntersuchung überprüft. Bisher wurden die Daten von Patienten mit Depression (N = 175) und sozialer Phobie (N = 67) ausgewertet. Aktuell findet die Auswertung der Daten für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen statt.

1. Wirksamkeit der Behandlung depressiver Patienten in unserer Ambulanz

Patienten mit depressiven Störungen werden in der Ambulanz für Psychotherapie der FSU Jena mit kognitiver Verhaltenstherapie behandelt. Je nach Verlaufsform der Depression bieten wir Akut- und/oder Erhaltungstherapien an. Neben den klassischen kognitiven und verhaltenstherapeutischen Techniken setzen wir auch Achtsamkeitsbasierte Methoden, Akzeptanz- und Commitmenttherapie, sowie ressourcenaktivierende Techniken ein.   

Die Wirksamkeit der Depressionsbehandlung unter Realbedingungen, wurde im Rahmen einer Projektarbeit und einer Masterarbeit anhand der Fragebogendaten von 175 PatientInnen untersucht, die im Zeitraum zwischen 2006 bis 2015 in unserer Ambulanz behandelt wurden.

  • PatientInnenmerkmale

    Die PatientInnen waren zu 74,9% weiblich und zu 54,3% im Alter zwischen 20-40 Jahren. Nur 7,4% der PatientInnen waren über 61 Jahre alt.

    Die Mehrzahl der PatientInnen erfüllte die Kriterien für eine rezidivierende depressive Störung (63%). Nur 37% der PatientInnen erfüllten die Kriterien einer einzelnen depressiven Episode.

    Fast die Hälfte der PatientInnen (47%) litt an einer komorbiden psychischen Störung. Davon erfüllten ca. 18% Die Kriterien einer Persönlichkeitsstörung.

  • TherapeutInnenmerkmale

    Die Behandlungen wurden von insgesamt 43 verschiedene TherapeutInnen durchgeführt. 87,5% der TherapeutInnen waren weiblich, ihr Durchschnittsalter lag bei M = 31,7 Jahren. 94% der PsychotherapeutInnen waren zum Zeitpunkt der Therapie in Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten.

Behandlungserfolg

Von den Therapien in unserer Ambulanz wurden N= 136 (76%) regulär abgeschlossen. Die Rate liegt damit im Normbereich verglichen mit metanalytischen Untersuchungen (Hans & Hiller, 2013), anderer verhaltenstherapeutischer Wirksamkeitsstudien.

Als Maß für den Behandlungserfolg wurden das Brief Symptom Inventory (BSI, Franke, 2000) und das Beck- Depressions- Inventar-II (BDI-II, Beck et al., 2006) verwendet. Nur regulär abgeschlossene Therapien wurden in die Auswertung einbezogen.

Brief Symptom Inventory. Auf allen untersuchten Skalen ergaben sich statistisch signifikante Unterschiede zwischen dem Prä- und Post- Wert, und somit eine bedeutsame Verringerung der Symptomatik zum Ende der Therapie hin.

Die Effektstärken aller Skalen des BSI lagen im mittleren bis hohen Bereich. Die Effektstärke (d = 0.92) bezüglich des Prä-Post-Vergleiches des Global Severity Indexes (GSI), ein Indikator für die allgemeine psychische Belastung, ist als großer Therapieeffekt zu bewerten und deutet auf eine deutliche Verringerung der allgemeinen psychischen Belastung durch die Therapie hin.

Ein fast ebenso großer Effekt (d = 0.87) zeigte sich im Prä-Post-Vergleich der Skala Depressivität.

Analysen der Prä- und Post-Unterschiede des GSI innerhalb der einzelnen Schweregradgruppen bei Depression (leicht /mittel /schwer) zeigten eine signifikante Verringerung der Symptomatik in allen drei Gruppen, unabhängig vom Schweregrad der Depression.

Prä-Post-Vergleich GSI
Prä-Post-Vergleich GSI
Foto: Dr. Anne Katrin Risch

Beck-Depressions-Inventar-II. Der Prä-Post-Vergleich der BDI-II Werte ergab eine deutlichen (hoch signifikante) Abnahme der Depressivität zum Therapieende hin. Auch hier konnten sehr hohe Effektstärken (d = 1.28) festgestellt werden.

Die Analyse der Prä-Post-Werte in den einzelnen Schweregradgruppen bei Depression (leicht /mittel /schwer) zeigte auch für den BDI-II eine signifikante Verringerung der depressiven Symptomatik, sowie hohe Effektstärken in allen drei Gruppen, unabhängig vom Schweregrad der Depression.

Prä-Post-Vergleich BDI
Prä-Post-Vergleich BDI
Foto: Dr. Anne Katrin Risch

Moderatoranalysen. Es wurde untersucht, inwiefern die Variablen Komorbiditäten, Geschlecht, Alter, Bildungsstand, Erwerbstätigkeit und Partnerschaft zu Therapiebeginn sowie Einkommen am Therapieende, Anzahl depressiver Episoden und Alter der bei der ersten Depression einen Einfluss auf das Therapieergebnis, gemessen mit dem BDI-II hatten. Die Ergebnisse der Analysen zeigten keinen Einfluss der o.g. Variablen auf den Therapieerfolg.

Bewertung der Behandlungsqualität

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Effektivität von Depressionsbehandlung unter den Realbedingungen unserer Ausbildungs- und Forschungsambulanz zu untersuchen.  Die Ergebnisse zeigen eine sehr hohe Effektivität der Behandlung hinsichtlich der Verringerung der depressiven Symptomatik sowie der allgemeinen psychischen Belastung. Im Vergleich mit den Ergebnissen einer Meta-Analyse (Hans & Hiller, 2013), in der kognitive Verhaltenstherapie bei Depression unter Realbedingungen untersucht wurde, liegen die Ergebnisse unserer Behandlung im oberen Bereich. Dies ist besonders hervorzuheben, da es sich bei den PatientInnen der Ambulanz um eine Patientenstichprobe mit eher chronischem Depressionsverlauf und hoher Komorbidität handelt. Zudem ist die Behandlung auch bei schweren Krankheitsverläufen, sowie bei Hochrisikopatienten (early-onset Depression, hohe Rezidivzahl) wirksam. Somit können die sehr guten Untersuchungsergebnisse als Nachweis einer hohen Wirksamkeit der Depressionsbehandlung in unserer Ambulanz betrachtet werden.

Publikation

Opelt, M., Risch, A.K. & Wilz, G. (in Vorb.). Die Effektivität von Depressionsbehandlung in der ambulanten Praxis.

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2. Wirksamkeit der Behandlung sozialphobischer Patienten in unserer Ambulanz

Patienten mit sozialer Phobie werden in unserer Ambulanz für Psychotherapie der FSU Jena mit kognitiver Verhaltenstherapie behandelt. Die Wirksamkeit dieser Behandlung unter Realbedingungen wurde im Rahmen einer Projektarbeit anhand von 67 PatientInnen untersucht, die im Zeitraum von 2006-2015 in der Ambulanz behandelt wurden.

  • PatientInnenmerkmale

    Die PatientInnen waren zu 56,7% weiblich und zu 56,7% im Alter zwischen 18-30 Jahren. Nur 10% der PatientInnen waren älter als 50 Jahre.

    65,7% der PatientInnen wiesen mindestens eine weitere psychische Störung auf. Die häufigsten Komorbiditäten waren die unsichere Persönlichkeitsstörung (19,4%), die rezidivierende depressive Störung (13,4%), und Dysthymia (9,0%).

Behandlungserfolg

Von den Therapien wurden N = 55 (82, 1%) regulär abgeschlossen. Damit liegt die Anzahl regulär abgeschlossener Therapie im Vergleich zu metanalytischen Untersuchungen (Hans & Hiller, 2013), anderer verhaltenstherapeutischer Wirksamkeitsstudienüber dem Durchschnitt.

Als Maß für den Behandlungserfolg wurde das Brief Symptom Inventory (BSI, Franke, 2000) und das Beck- Depressions- Inventar-II (BDI-II, Beck et al., 2006) eingesetzt.

Brief Symptom Inventory. Hier wurden insbesondere die für Angststörungen relevanten Unterskalen Unsicherheit im Sozialkontakt, Ängstlichkeit und Phobische Angst, sowie die Gesamtskala (Indikator für allgemeine psychische Belastung) analysiert. Auf diesen Skalen ergaben sich hohe signifikante Unterschiede zwischen den Werten vor und nach der Therapie und somit eine bedeutsame Verringerung der sozialphobischen Symptomatik. Die Effektstärken liegen auf den relevanten Skalen im mittleren Bereich (d = 0.53 – 0.57), mit Ausnahme der Skala Phobische Angst, auf der sich ein kleiner Veränderungseffekt (d = 0.40) findet.

Beck-Depressions-Inventar-II. Im Prä-Post-Vergleich der BDI Werte ergab sich ein signifikanter Unterschied sowie eine mittlere Effektstärke (d = 0.62), hinsichtlich einer deutlichen Abnahme des BDI-Wertes zum Therapieende.

Prä-Post-Vergleiche
Prä-Post-Vergleiche
Foto: Dr. Anne Katrin Risch

 

Bewertung der Behandlungsqualität

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Effektivität der Behandlung von Sozialer Phobie in unserer Ambulanz zu untersuchen. Die Ergebnisse weisen auf eine deutliche Verringerung der sozial phobischen und depressiven Symptomatik sowie der allgemeinen psychischen Belastung bei Therapieende hin. Insbesondere auf der für Soziale Phobie relevanten Skala Unsicherheit in Sozialkontakten konnte eine bedeutsame Verbesserung der Symptomatik zum Therapieende nachgewiesen werden.  Die Ergebnisse dieser Untersuchung werten wir als Nachweis der Effektivität unserer Therapien im Bereich der sozialen Angststörung.

Publikation

Voigt, J.N., Risch, A.K. & Wilz, G. (in Vorb.). Wirksamkeit in der Klinischen Praxis: Kognitive Verhaltenstherapie bei Angststörungen.

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